Unser Sanierungskonzept
Der Gießener Architekt Björn Trieschmann vom Architekturbüro studio aw mit der Kernkompetenz im Bereich Denkmalpflege wurde 2010 mit der Restaurierungsplanung und -durchführung betraut. Das Büro ist für besonders kreative und unkonventionelle Lösungen überregional bekannt.
Die Substanz der Dächer, Fenster, Heizungs- und Sanitäranlagen sowie Elektro war derart desolat, dass hier eine Kompletterneuerung unausweichlich war. An zwei Stellen wurde ein Echter Hausschwamm gefunden, der ebenfalls fachmännisch beseitigt werden musste – mit nur kleinen Opfern in der Substanz. Auf eine herkömmliche Komplett-Restauration der Bausubstanz wurde grundsätzlich jedoch verzichtet. Stattdessen wurde die Originalsubstanz lediglich gereinigt und versiegelt: als lebendes Zeugnis des Originals. Das betraf beispielsweise die Außenfaßaden, die Innenwände und Zimmerdecken.
Zum Beispiel die Innentüren, die Fensterkassetten, die Fenster in der Beletage und die Dielenböden hingegen wurden wieder aufgearbeitet.
Mit großer Behutsamkeit wurden so die großen und kleinen Zeugnisse vergangener Baukunst größtenteils bewahrt. So gibt es heute eigentlich kaum einen Raum, der nicht ein Stück alte Zeit preisgibt. Dort wo heutige Wohnansprüche es unbedingt erforderlich gemacht haben oder ästhetische Aspekte eine Veränderung notwendig scheinen ließen wurden moderne Aspekte hinzugefügt. Gleichsam aber im Kontrast, um die bewahrten Elemente eher noch zu unterstreichen. In größter Harmonie bestehen so alt und neu.
Für die neuen Bewohner des Hauses soll nicht das Museale im Vordergrund stehen. Vielmehr soll aus der nostalgischen Rückbesinnung der Fassaden aber vor allem auch der Innenräume eine sonst nicht so leicht zu findende Behaglichkeit strömen, die hier Wohnen zu einem eigenen Lebenswert macht.
So sind die Allgemeinflächen historisch möbliert und gestaltet. Die individuellen Räume hingegen sind mit praktischen weißen Lackmöbeln und Hochbetten ausgestattet. Auch sonst bieten wir alles für die heutigen Ansprüche: z.B. 3fach verglaste Fenster, indirekte Beleuchtungen, schnellen Internet-zugang, große Flach-TV-geräte, TV-Anschlüsse in den Zimmern und vieles andere mehr.
Wichtig ist uns auch und vor allem das Miteinander aller Bewohner. Hier darf man Mensch sein. Damit meinen wir nicht nur innerhalb einer Schlafstube oder einer Wohnung sondern alle 39 Bewohner untereinander. Wer mag.
Deshalb haben wir eine Sonnenterrasse mit Liegen und Sonnenschirmen, einen Grillplatz, einen 1-Quadratmeter-Kräutergarten für jeden und einen Federballplatz im Garten angelegt. Hier trifft man sich zufällig oder verabredet. Ebenso beim Tischtennis, Tischfußball. in der Hobbywerkstatt oder in der Waschküche im Keller des Vorderhauses.
Auch die zum Verweilen einladenden Küchen und Salons in den Wohnungen sollen das Wohnen im Hohmeier-Haus so einmalig machen.
Mit viel Liebe zum Detail und großem zeitlichen Einsatz auch der Eigentümer ist so alle denkbare Substanz zum Wohle der neuen Mitbewohner aber auch zur Freude der Anwohner und des Denkmalschutzes erhalten worden.
Besondere Freude hat auch das gesamte Team gemacht, das im Laufe der einjährigen Umbauphase sich die vielen „verrückten“ Ideen der Architekten und Bauherren zu eigen machen musste. Nicht leicht für Handwerker, die andere Vorgehensweisen und Sichtweisen gewöhnt sind und nun „kaputte Wände“ gut finden sollen. Eine kleine Geschichte am Rande: Der Eigentümer Oliver Kuhn kommt wieder einmal in der Mittagspause zur Baustelle, schaut sich schwärmend um und sagt: „ich bin ganz verliebt in das Haus“, antworten die beiden anwesenden Fachleute voller Ernst: „wir auch“. Nur mit diesem Geist war alles so zu schaffen.
Deshalb an dieser Stelle der große Dank an die eigenen Bauangestellten Josef Walas, Benjamin Alt, Michael Hinke, Rene Richter, Olaf Hinke, Marek Dudzic, Robert Temiz, Oliver Behm, Alaa Fayat und die vielen Mitarbeiter der Firma Castrucci (Sanitär), Firma Teichert& Schulz (Elektro), Firma Luh (Fenster) und Firma Lerner (Dach).
PS: Haben Sie die 6 Substantive, die Sie in großen Edelstahl-Lettern an der Hauswand des Vorderhauses glänzen sehen können, hier und im vorherigen Text rot hinterlegt entdecken können? Dann wissen Sie auch jetzt, was wir uns dabei gedacht haben. Denk Mal um die Ecke!